In der Stuttgarter MHPArena fand um 18 Uhr das vorgezogene Finale der Fußball EM 2024 statt. So bezeichneten es zumindest einige Fans und Experten. Denn das Kräftemessen zwischen Deutschland und Spanien galt für den weiteren Verlauf des Turniers als richtungsweisend.
Ohne jedes Gegentor und ohne jeden Punktverlust kam die spanische Mannschaft aus der Gruppenphase. Auch für die deutschen Spieler lief die Vorrunde gut und beinhaltete unter anderem Siege gegen Ungarn und Schottland. Im Achtelfinale besiegten die Deutschen Dänemark, Spanien lieferte nach anfänglichem Rückstand eine Tor-Gala gegen Georgien. Am Freitag trafen die Favoriten der Europameisterschaft nun im Viertelfinale aufeinander. Für viele Fußballfans bedeutete das einen Ausblick auf den möglichen EM-Sieger. Auch Kapitän İlkay Gündoğan erklärte in einer Pressekonferenz vor dem Spiel: „Ich bin mir sicher, dass beide Teams spielen werden, als wenn es ein Finale wäre.“
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Zahlreiche Fouls und gelbe Karten bei hitziger Partie in Stuttgart
Ist die deutsche Elf motiviert oder wütend? Diese Frage stellten sich zahlreiche Zuschauer anhand der harten Spielweise, mit der Nagelsmanns Schützlinge auf den Platz kamen. Besonders Toni Kroos tat sich hervor, indem er erst Pedri gegen das Bein und später Yamal auf den Fuß trat. Pedri musste kurz darauf gegen den Leipziger Dani Olmo ausgewechselt werden. Dieser wurde kurz darauf von Antonio Rüdiger gefoult.
Die Spanier schienen das Tor klar im Blick zu haben. „Einfach mal versuchen“, war offenbar das Motto von Nico Williams, der aus über zwanzig Metern Entfernung am Tor vorbeischoss. Auch nach Lamine Yamals Freistoß flog das Leder weit rechts am Pfosten vorbei. Überraschungsstar Kai Havertz, der bei der Fußball EM 2024 bereits mit vier Toren begeistert hatte, präsentierte einen spannenden Kopfball, welchen Torhüter Unai Simón jedoch sicher hielt. Ein weiterer gehaltener Kopfball kam von Jonathan Tah, der Kroos‘ Freistoß mit zu wenig Druck aufnahm.
Fußball EM 2024 – Viertelfinale im Überblick
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Die bereits zu Beginn unruhige Partie wurde mit fortschreitender Zeit hitziger. Um die 30. Spielminute hagelte es gelbe Karten, nachdem David Raum und Robin Le Normand ihr Temperament nicht in den Griff bekamen. Auch Emre Can und Dani Olmo foulten, wurden jedoch nicht verwarnt. Allgemein ließ der englische Schiedsrichter Anthony Taylor recht viele Freiheiten auf dem Platz. Vielleicht verständlich, denn ansonsten hätte er wohl alle Anwesenden mindestens einmal verwarnen müssen.
Kurz vor Abschluss der ersten Halbzeit waren es vor allem die Torhüter, auf die sich beide Mannschaften verließen. Kurze Pässe und Doppelpässe verschafften Olmo und Williams Torchancen, die Manuel Neuer hervorragend parieren konnte. Auch Simón reagierte tadellos auf einen Versuch von Kai Havertz.
Tor von Florian Wirtz bringt Deutschland in die Verlängerung
Während der Halbzeitpause ersetzte Bundestrainer Nagelsmann Can durch Robert Andrich und Leroy Sané gegen Florian Wirtz. Auch in der spanischen Mannschaft wurde mit Robin Le Normand ein Spieler ausgetauscht, für ihn stieg Nacho Fernández ein. Die deutschen Spieler wollten sich scheinbar sofort behaupten, von Wirtz‘ Seite bedeutete das ein Foul und von Andrich kam ein erfolgloser Schuss aufs Tor.
Auf spanischer Seite bewies kurz darauf Dani Olmo, dass er der richtige Ersatz für Pedri war. Einen perfekten Pass von Lamine Yamal verwandelte er in der 51. Minute in ein Tor. Den Volleyschuss in die linke untere Ecke konnte auch Neuer nicht halten. Die Deutschen wollten im Anschluss direkt antworten und spielten zunächst stark auf, doch die spanischen Abwehrspieler klärten alle Pässe von Gündogan, Raum und Co. Beide wurden kurz darauf durch Niclas Füllkrug und Maximilian Mittelstädt ersetzt.
„Wir hatten ein großes Ziel. Dieser Traum, den wir alle hatten, ist nun geplatzt.“
Nationalspieler Toni Kroos
In der Folge wurde es schwierig für Deutschland. Deplatzierte und etwas zu schwache Schüsse versuchte man durch schnelle Konter und taktische Fouls auszugleichen. Kroos erhielt die gelbe Karte, die schon seit Langem auszustehen schien. Aus kürzester Entfernung vergab Füllkrug eine Torchance und schlug das Leder beim nächsten Versuch gegen den Pfosten. Auch die Schüsse von Havertz und Musiala flogen am Tor vorbei.
In der 89. Minute präsentierte sich Florian Wirtz als Retter des unsauberen deutschen Spiels. Eine Flanke von Joshua Kimmich verwandelte der Jungstar tadellos in einen Treffer. Das bisher verhaltene deutsche Publikum im Stuttgarter Stadion und beim Public Viewing brach in Jubel aus. Für die Verlängerung ersetzte Nagelsmann den aufopferungsvollen, aber doch etwas zu sorglosen Havertz durch Waldemar Anton.
Mikel Merino köpft Spanien in der 119. Minute ins Halbfinale
In der Folge zeigten sich die beiden Mannschaften überraschend gleich stark, determiniert vor allem in ihren Defensiven. Die deutschen Fans hofften, protestierten und schrien bei einer vergebenen zweiten Chance von Wirtz lautstark auf, während die Spanier ihren Ballbesitz recht unaufgeregt verteidigten. Die Angriffskraft fehlte jedoch beiderseits – über hundert Minuten Kampf begannen ihren Tribut zu fordern.
Kurz vor Spielende schaffte Niclas Füllkrug beinahe einen weiteren Treffer für Deutschland, der jedoch von Simón gehalten wurde. Stattdessen machte Mikel Merino das Siegtor in der 119. Minute. Beinahe schon lässig köpfte er das Leder nach einer Flanke von Olmo ins Tor, wo Neuer machtlos blieb. Somit gehört der Einzug ins Halbfinale den Spaniern. Für die deutsche Nationalmannschaft bleibt Respekt übrig: Der Gastgeber hat 120 Minuten lang großartig gekämpft. Toni Kroos sagte nach dem Spiel enttäuscht: „Wir hatten ein großes Ziel. Dieser Traum, den wir alle hatten, ist nun geplatzt.“
„Ich bin sehr stolz“ – und noch dazu „kaputt, vollkommen kaputt.“
Spaniens Nationalspieler Dani Olmo
Tore:
1:0 Dani Olmo (ESP, 52. Minute)
1:1 Florian Wirtz (GER, 89. Minute)
2:1 Mikel Merino (ESP, 119. Minute)