Am späten Donnerstagabend startete die deutsche Mannschaft in der Kölner Lanxess-Arena in die Hauptrundengruppe I der Heim-Europameisterschaft. Die DHB-Auswahl steht vor einer schwierigen Aufgabe, denn in der nun beginnenden Gruppenphase müssen möglichst alle Spiele gegen Island, Österreich, Kroatien und Ungarn gewonnen werden, um noch das Halbfinale zu erreichen. Da auch Island ohne Punkte in die Hauptrunde gestartet war, standen beide Teams vor dem Spiel unter Druck. Die Spieler der Nationalmannschaften kennen sich gut, denn viele Isländer stehen in der deutschen Bundesliga unter Vertrag.
Magdeburgs Philipp Weber, der auf drei seiner Mannschaftskameraden treffen sollte, sagte vor dem Match: “Wir müssen sehr kompakt decken. Die Isländer haben ein ähnliches System wie wir in Magdeburg, viel Eins-gegen-eins und viel in der Kleingruppe. Da gilt es dem Nebenmann zu helfen.” Sein isländischer Teamkollege Gisli Kristjansson zur bevorstehenden Aufgabe: “Wir nehmen das Spiel an und wir schauen dann, wie es weitergeht. Man kann bei der EM nicht zwei, drei Spiele in die Zukunft schauen. Man muss sich immer auf das nächste Spiel konzentrieren.”
Inhaltsverzeichnis
Spielmacher Juri Knorr bleibt in der ersten Hälfte blass
Schon vor Spielbeginn sorgte eine kuriose Szene für Verwunderung. Beim Abspielen der (vermeintlichen) isländischen Hymne gab es Pfiffe. Die Regie in der Halle hatte peinlicherweise eine verzerrte und zu schnelle Melodie eingespielt. Die Fans in der Arena bewiesen Fingerspitzengefühl und feierten die Gastmannschaft mit Sprechchören, während nach der richtigen Version der Hymne gesucht wurde. Als das Spiel begann, war die deutsche Mannschaft zunächst nicht gut im Spiel und musste den Isländern den Vortritt lassen (3:5).
Hauptrunden-Gruppe I Spiele-Übersicht
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Doch das deutsche Team ließ sich davon nicht beeindrucken und legte einen 5:0-Lauf hin. Sechs Minuten lang blieben die Isländer ohne Torerfolg, was auch am sehr starken Andreas Wolff lag, der in dieser Phase seine Quote auf 50 Prozent gehaltener Bälle schraubte. In der Abwehr gelang es den Isländern jedoch sehr gut, den deutschen Spielmacher Juri Knorr aus dem Spiel zu nehmen, sodass die Partie zunächst ausgeglichen blieb (9:9). Mit einem 11:10 für Deutschland ging es in die Pause, wodurch für die zweite Halbzeit alles offen war.
Torhüter Wolff und Hallgrimsson als Schlüsselfiguren
In der zweiten Halbzeit verflachte das Niveau zunächst zusehends. Den beiden Angriffsreihen fiel nicht viel ein, sodass der Torerfolg Stückwerk blieb. Die beiden Torhüter Andreas Wolff (KS Kielce) mit 11 Paraden und Viktor Gisli Hallgrimsson (HBC Nantes) mit 10 Paraden waren Schlüsselfaktoren im Spiel. Zehn Minuten vor Schluss ging Island mit einer 20:19-Führung in die so genannte Crunchtime. Nach einem Foul an Juri Knorr erhielt Ymir Gislason eine Zeitstrafe, die Deutschland zu einem spektakulären Kempa-Treffer durch Julian Köster nutzte.
Die Tabelle der Hauptrunden-Gruppe I
SP | S | U | N | TORE | DIFF. | PUNKTE | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Frankreich | 5 | 5 | 0 | 0 | 174:154 | 20 | 10 |
Deutschland | 5 | 2 | 1 | 2 | 137:137 | 0 | 5 |
Ungarn | 5 | 2 | 0 | 3 | 151:151 | 0 | 4 |
Österreich | 5 | 1 | 2 | 2 | 132:138 | -6 | 4 |
Island | 5 | 2 | 0 | 3 | 142:152 | -10 | 4 |
Kroatien | 5 | 1 | 1 | 3 | 146:150 | -4 | 3 |
Als Deutschland die Chance hatte, mit zwei Toren in Führung zu gehen, scheiterte Juri Knorr zum zweiten Mal in Folge per Siebenmeter an Björgvin Pall Gustavsson. Timo Kastening machte es im Gegenzug besser und verwandelte seinen Siebenmeter zum 23:21. Auch auf der Gegenseite gab es Siebenmeter, den Andreas Wolff unter riesigem Jubel der Kölner Fans parieren konnte. Nur zwei Minuten später hielt Wolff den nächsten Siebenmeter und Deutschland kam 90 Sekunden vor Spielende beim Stand von 24:23 in Ballbesitz. Johannes Golla verwandelte zum 25:23, kassierte jedoch kurz darauf eine Zeitstrafe, sodass Deutschland die Partie in Unterzahl beenden musste.
Herzschlag-Finale in der Schlussminute
In der letzten Spielminute gelang Island der Anschlusstreffer, doch die deutsche Mannschaft war in Ballbesitz. Die knappe Führung musste noch 50 Sekunden über die Zeit gebracht werden, was nur mit Mühe gelang. Zweimal ging der Ball im Passspiel fast verloren, zudem zeigten die guten nordmazedonischen Schiedsrichter Zeitspiel an. Irgendwie landete der Ball noch bei Julian Köster, der sechs Sekunden vor dem Abpfiff zum 26:24-Endstand traf und die Lanxess-Arena zum Kochen brachte. Deutschland trifft nun am kommenden Samstag auf Österreich, das heute Ungarn besiegte. Island ist gegen Frankreich gefordert.
“Ich glaube, dass dieses Spiel der Mannschaft unglaublich viel gebracht hat. Es war eine große Anspannung und kostete sehr viele Nerven, aber das haben wir gemeistert. Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung.”
Bundestrainer Alfred Gislason
Bundestrainer Alfred Gislason gewann mit seiner Mannschaft das enorm wichtige Spiel gegen sein Heimatland Island und zeigte sich im ZDF-Interview zufrieden: “Ich glaube, dass dieses Spiel der Mannschaft unglaublich viel gebracht hat. Es war eine große Anspannung und kostete sehr viele Nerven, aber das haben wir gemeistert. Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung.” Der zum „Man of the Match“ gewählte Andreas Wolff zur Schlüsselszene des Spiels: “Ich wurde freundlichst aufgefordert, den Siebenmeter zu halten. Der Bitte kann ich nicht nicht nachkommen.”
Die Highlights des Spiels im Video
Aufstellung und Tore
Deutschland: D. Späth, Wolff; Knorr (6), Golla (4), J. Köster (4), Kastening (3), Hanne (2), Heymann (2), K. Häfner (2), Dahmke (1), Kohlbacher (1), Mertens (1), Fischer, Steinert, Uscins, Weber
Island: Gustavsson, Hallgrimsson; Smarason (6), Gudjonsson (4), V. Kristjansson (3), Pálmarsson (3), E. Jonsson (2), O. I. Magnusson (2), Arnarsson (1), Elisson (1), Gislason (1), Vidarsson (1), G. T. Kristjansson, Rikhardsson, Thrastarson, Tobar Valencia