Der DHB-Kader für die Handball-EM 2026 ist benannt – und er bringt sofort Gesprächsstoff. Handball-Bundestrainer Alfred Gislason stellte am Mittwoch in Dortmund sein 18-köpfiges Aufgebot vor. Vier Spieler stehen vor ihrem ersten großen Turnier, drei davon kommen vom VfL Gummersbach. Gleichzeitig fehlt mit Linksaußen Tim Freihöfer ein formstarker Berliner, während Routinier Rune Dahmke den Vorzug erhielt. Sportlich ist die Ausgangslage klar umrissen. Vorrundenspiele im dänischen Herning gegen Spanien, Österreich und Serbien, dazu die Erwartung einer „Horror“-Hauptrunde – und ein klares Ziel des Bundestrainers: „Wir wollen ins Halbfinale.“
Vier Turnier-Debütanten prägen den DHB-Kader. Tom Kiesler (24), Miro Schluroff (25) und Mathis Häseler (23) vom VfL Gummersbach sowie Matthes Langhoff (23) von den Füchsen Berlin. Kiesler wird im Aufgebot als Rückraumspieler geführt, gilt aber zugleich als klarer Abwehr-Faktor. Alfred Gislason beschrieb die Neuen als „vielseitige Jungs“, „die eine große Zukunft“ in der Nationalmannschaft haben könnten und stellte den Anspruch gleich mit: „Sie können jetzt zeigen, ob ich richtig lag bei der Wahl.“
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Gislason setzt für Handball-EM 2026 auf Defensivqualität
Die Nominierungen gingen zulasten erfahrener Namen. Auf Rückraum links setzte sich Langhoff in der Konkurrenz durch, Sebastian Heymann (Rhein-Neckar Löwen) blieb außen vor. Auf Rechtsaußen bekam Häseler den Vorzug gegenüber Timo Kastening (MT Melsungen). Nicht im finalen 18er-Kader stehen zudem Patrick Groetzki sowie Rückraumspieler Kai Häfner. Häfner bleibt allerdings Teil des erweiterten 35er-Aufgebots und hat seine Bereitschaft signalisiert, im Notfall einzuspringen. Gislason machte deutlich, wie eng die Entscheidungslinien verliefen. „Es tat mir unwahrscheinlich leid“, sagte er über die Telefonate mit Spielern, die sich Chancen ausgerechnet hatten. Ein Schwerpunkt seiner Auswahl: die Defensivqualität. Er habe „sehr genau auf die Abwehr geschaut“.
DHB-Kader für die Handball-EM 2026
Andreas Wolff (THW Kiel) |
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Lukas Mertens (SC Magdeburg) |
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Tom Kiesler (VfL Gummersbach) Matthes Langhoff (Füchse Berlin) Miro Schluroff (VfL Gummersbach) |
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Julian Köster (VfL Gummersbach) Nils Lichtlein (Füchse Berlin) |
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Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf) |
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Lukas Zerbe (THW Kiel) |
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Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) |
Kurioses Detail am Rande der Verkündung: Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf) war zunächst nicht erreichbar und wusste bis zuletzt nichts von seiner Nominierung. Nationalteam-Manager Benjamin Chatton scherzte öffentlich: „Justus, falls du das hier siehst: Ruf doch mal zurück.“ Die kontroverseste Personalie betrifft Linksaußen. Alfred Gislason entschied sich neben Lukas Mertens (SC Magdeburg) für Rune Dahmke. Er verzichtete damit auf Tim Freihöfer (Füchse Berlin), der zuletzt auch in Härtetests dabei war und beim amtierenden Meister eine tragende Rolle spielt. Gislason begründete den Schritt defensiv: Dahmke sei der beste Abwehrspieler unter den Linksaußen-Kandidaten. Der Berliner absolvierte sein letztes Länderspiel im März in der EM-Qualifikation gegen Österreich.
„Für diese Europameisterschaft müssen wir schnell auf unser Top-Niveau kommen, denn der Modus verzeiht bei diesen Gegnern keine Fehler.“
Bundestrainer Alfred Gislason
Füchse-Geschäftsführer Hanning kritisiert Freihöfer-Verzicht scharf
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning reagierte auf die Nichtnominierung Freihöfers scharf. Er sprach von einer Entscheidung, bei der „Fairness und Inhalt“ außer Kraft gesetzt worden seien, und betonte: „Tim ist erster Mann bei den Füchsen seit zwei Jahren.“ Hanning stützte seine Kritik mit Zahlen: Freihöfer steht bei 61 Toren in 17 Bundesliga-Spielen, Mertens bei 45 Treffern aus 16 Partien, Dahmke bei 18 Toren aus 16 Spielen. Wichtig für den Turnierverlauf: Nachnominierungen sind möglich. Bei der Handball-EM 2026 sind sechs Wechsel erlaubt, jedoch nur aus dem 35er-Kader, dem Freihöfer angehört. Die Mischung aus Erfahrung und Zukunft bleibt dennoch ein Kern des Aufgebots. Mit Andreas Wolff, Rune Dahmke und Jannik Kohlbacher stehen drei EM-Gewinner von 2016 im Kader. Das Team wird von Kapitän Johannes Golla geführt. Juri Knorr und Julian Köster zählen zu den tragenden Säulen, ebenso Hoffnungsträger wie Renars Uscins. Auffällig: Sechs Spieler aus dem Kader gehören zum Jahrgang der U21-Weltmeister von 2023.
Handball-EM 2026 Vorrunde Gruppenübersicht
(Herning) | (Herning) | (Oslo) | (Oslo) | (Malmö) | (Kristianstad) |
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Sportlich wartet ein steiler Weg. Deutschlands Vorrunde in Herning gegen Österreich, Serbien und Spanien ist hochkarätig. Wolff nannte die Auslosung einen „Albtraum“, schob aber nach: „Aber wir können jeden schlagen – auch Dänemark, wenn wir einen perfekten Tag erwischen.“ Gislason warnte mit Blick auf den Modus: Es gebe „keine Fehler“, die diese Gegner verzeihen. Für die Hauptrunde werden Dänemark, Frankreich, Portugal und Norwegen als wahrscheinliche Aufgaben erwartet. Gislason betonte zudem: „Es könnte sein, dass eine zweite Niederlage in der Hauptrunde das Aus fürs Halbfinale bedeutet.“ Die Vorbereitung beginnt am 4. Januar in Hannover. Testspiele gegen Kroatien folgen am 8. Januar in Zagreb und am 11. Januar in Hannover. Am 13. Januar zieht das Team nach Silkeborg, am 15. Januar steigt das Auftaktspiel gegen Österreich.