Ein Schrei der Erleichterung als Ausdruck purer Freude. Als Laura Siegemund am Mittwochnachmittag ihren ersten Matchball verwandelte, stand für einen Moment die Zeit still. Auf dem traditionsreichen Rasen von Wimbledon hatte die 37-jährige Schwäbin Historisches geschafft. Zum ersten Mal in ihrer Karriere erreichte die Tennisspielerin die dritte Runde des ältesten Tennis-Turniers der Welt. Mit 6:2, 6:3 bezwang sie die favorisierte Kanadierin Leylah Fernandez – US-Open-Finalistin von 2021 – in beeindruckender Manier.
Dabei hatte das Match mit Hindernissen begonnen. Wegen Regens verzögerte sich der Start auf Court 14 um rund zwei Stunden. Während Fernandez sichtlich mit den Umständen haderte, präsentierte sich Laura Siegemund hellwach. Vom ersten Ballwechsel an diktierte sie das Tempo, spielte ihre ganze Erfahrung aus und konterte das druckvolle Spiel der 15 Jahre jüngeren Gegnerin mit variablen Schlägen, cleveren Stopps und mutigen Tempowechseln. Schon nach kurzer Zeit lag sie mit 5:1 in Führung.
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Laura Siegemund trifft in der dritten Runde auf Madison Keys
„Ich war der absolute Underdog“, gab Laura Siegemund nach dem Spiel im Interview mit Amazon Prime Video zu. „Aber dafür spiele ich Tennis, dafür spiele ich auch noch Einzel – weil ich weiß, dass ich noch geile Ergebnisse haben kann.“ Im zweiten Satz bot sich ein ähnliches Bild. Zwar gestaltete sich der Beginn ausgeglichener, doch beim Stand von 2:2 schlug Siegemund erneut zu und schaffte das vorentscheidende Break. Fernandez fand kein Mittel gegen die gut getimten Tempowechsel der Weltranglisten-98. und musste sich schließlich nach 1:42 Stunden geschlagen geben. „Ich nehme das als Plus mit“, sagte die Schwäbin lächelnd.
Steckbrief von Laura Siegemund
Laura Siegemund, die bisher beim Tennisturnier in Wimbledon nie über die zweite Runde hinausgekommen war, ist nun die erste deutsche Tennisspielerin in der dritten Runde des Turniers 2025. In der ersten Runde hatte sie bereits souverän gegen die Amerikanerin Peyton Stearns gewonnen. Nun wartet mit Madison Keys, der amtierenden Australian-Open-Siegerin, eine besonders harte Nuss. Das Duell ist für kommenden Freitag angesetzt.
„Das ist ein Sahnehäubchen für mich, und ich bin froh, dass ich ein bisschen Sahne schmecken darf.“
Laura Siegemund
Tatjana Maria und Ella Seidel in Wimbledon ausgeschieden
Die Erfolgsgeschichte von Laura Siegemund ist längst keine gewöhnliche. Die gebürtige Metzingerin ist vor allem im Doppel ein bekanntes Gesicht. Dreimal konnte sie bereits Grand-Slam-Titel feiern. 2016 bei den US Open (Mixed mit Ante Pavic), 2020 bei den French Open (Doppel mit Vera Zvonareva) und 2024 erneut in Paris (Mixed mit Edouard Roger-Vasselin). Nun setzt sie auch im Einzel neue Maßstäbe – mit 37 Jahren.
Grand Slam-Turniere 2025 im Überblick
Während also Laura Siegemund für positive Schlagzeilen sorgt, war der Mittwoch für das deutsche Damen-Tennis insgesamt durchwachsen. Tatjana Maria und Ella Seidel schieden bereits in der ersten Runde des Tennisturniers von Wimbledon aus. Besonders bitter: Die 20-jährige Seidel verletzte sich schwer am Knöchel. Hoffnung macht dagegen Eva Lys, die am späten Nachmittag noch um den Einzug in die dritte Runde kämpft. Laura Siegemund aber hat ihre persönliche Wimbledon-Geschichte bereits geschrieben – mit Präzision, Ruhe und der Überzeugung, dass es nie zu spät ist, neue Kapitel aufzuschlagen.