Sport-Ikone Franz Beckenbauer gestorben

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Er prägte den deutschen Fußball wie kaum ein anderer. Am Sonntag ist Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen. Seit einigen Monaten hatten enge Weggefährten immer wieder über den schwächer werdenden Gesundheitszustand des zuletzt in Salzburg lebenden Bayern berichtet. Zu seinem Tod trafen Beileidsbekundungen aus aller Welt ein.

Als Kapitän reckte Beckenbauer bei der Weltmeisterschaft 1974 den Pokal in die Höhe. 1990 wiederholte er den Triumph als Trainer und wandelte nach dem Schlusspfiff gedankenversunken über den Rasen des Stadio Olimpico – Bilder, die unvergessen bleiben. Später galt Beckenbauer als Macher des Sommermärchens 2006, war er doch Chef des Organisationskomitees der Heim-WM. Auf Vereinsebene war der gebürtige Münchner 15 Jahre lang Präsident des FC Bayern München.

Beckenbauers Gesundheit zuletzt stark angegriffen

Franz Beckenbauer war eine Medienfigur und im deutschen Fußball omnipräsent. In den letzten Monaten wurde es merklich ruhiger um den Kaiser. Die Gesundheit spielte nicht mehr mit. Ein Infarkt ließ Beckenbauer auf dem rechten Auge erblinden. Herzprobleme machten eine Bypass-Operation notwendig. Zudem litt der 78-Jährige zuletzt an Parkinson und zunehmender Demenz. Der Tod am 07. Januar war so etwas wie eine Erlösung.

Offiziell erklärte die Familie den Tod mit den Worten: „In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist. Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen.“ Beckenbauer wurde zuletzt von seiner Frau Heidi und den Kindern Joel und Francesca in Salzburg betreut.

Fünf Meisterschaften und vier Pokalsiege mit den Bayern

Seine große Zeit als Fußballer hatte der 1913 geborene Münchner zwischen 1964 und 1977 im Trikot des FC Bayern München. 396 Mal lief Beckenbayer für seinen Herzensverein auf und prägte mit seiner eleganten Technik die Position des Liberos wie kein anderer. In den Jahren 1974, 1975 und 1976 gewannen die Bayern den Pokal der Landesmeister. Insgesamt holte Beckenbauer fünf deutsche Meisterschaften und vier Pokalsiege.

„Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Nach seiner Zeit bei den Bayern suchte Beckenbauer kurzzeitig sein Glück in den USA. Gemeinsam mit Pelé prägte der Bayer eine dreieinhalbjährige Phase bei Cosmos New York, in der er drei Meistertitel gewann. Zurück in Deutschland absolvierte Beckenbauer noch 28 Spiele für den Hamburger SV und gewann mit den Norddeutschen 1982 die Bundesliga-Meisterschaft. Nach einem weiteren Jahr bei Cosmos New York beendete er 1983 seine aktive Karriere.

Weltmeister als Spieler und Trainer

Auch der deutschen Nationalmannschaft drückte Franz Beckenbauer seinen Stempel auf. Von 1965 bis 1977 trug er das Trikot mit dem Adler. Bereits 1966 wurde er in Wembley Vize-Weltmeister. 1972 folgte für Beckenbauer mit der DFB-Elf der Europameistertitel in Belgien. Nur zwei Jahre später im Jahr 1974 dann der größte Triumph als Spieler mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft im eigenen Land, die Beckenbauer als Kapitän gewann.

DFB Herren-Bundestrainer seit 1984

Name
Im Amt von - bis
Franz Beckenbauer
12. September 1984 - 08. Juli 1990
Berti Vogts
29. August 1990 - 05. September 1998
Erich Ribbeck
10. Oktober 1998 - 20. Juni 2000
Rudi Völler
16. August 2000 - 23. Juni 2004
Jürgen Klinsmann
18. August 2004 - 08. Juli 2006
Joachim Löw
16. August 2006 - 29. Juni 2021
Hansi Flick
02. September 2021 - 09. September 2023
Rudi Völler
12. September 2023
Julian Nagelsmann
seit 22. September 2023

Ohne anerkannte Trainerlizenz wechselte Beckenbauer 1984 die Seiten und stand als Teamchef an der Seitenlinie der Nationalmannschaft. Er qualifizierte sich mit der Mannschaft für die WM 1986 in Mexiko, wo sie überraschend Vizeweltmeister wurde. Bei der EM 1988 im eigenen Land scheiterte Deutschland mit Beckenbauer an der Linie im Halbfinale, ehe zwei Jahre später bei der WM 1990 in Italien der große Wurf mit dem Weltmeistertitel gelang.

Beckenbauer einer der Väter des „Sommermärchens“ 2006

Nach dem Gewinn des WM-Titels verließ Beckenbauer den DFB und arbeitete in verschiedenen Funktionen unter Bernard Tapie bei Olympique Marseille. 1994 kehrte er zu seinem Herzensverein FC Bayern München zurück, wo er als Präsident eine sehr erfolgreiche Ära leitete.

In einer weiteren Funktion holte Franz Beckenbauer 2006 das Sommermärchen nach Deutschland. Unter seiner Leitung des Bewerbungskomitees wurde die WM vergeben. Im Jahr 2015 beschädigten jedoch Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der WM-Vergabe Beckenbauers Image stark. Im selben Jahr verstarb sein Sohn Stephan. Beide Schicksalsschläge führten dazu, dass sich die Sportikone immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog.

Lineker: „Der Schönste aller Fußballer“

In den letzten Monaten seines Lebens durften nur noch wenige gute Bekannte Franz Beckenbauer besuchen, wie zum Beispiel Lothar Matthäus: „Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging. Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartiger und großherziger Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen – er wird uns allen fehlen!“

„Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartiger und großherziger Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen – er wird uns allen fehlen.“

Lothar Matthäus

Die englische Legende Gary Lineker schrieb: „Der Kaiser war der Schönste aller Fußballer, der mit Anmut und Charme alles gewonnen hat“. Auch Bundespräsident Walter Steinmeier kommentierte den Tod des Kaisers: „Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben.“

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