Wimbledon – selbst Menschen, die keinen Kontakt zum Tennissport haben, können hierzulande mit diesem Begriff etwas anfangen. Wimbledon steht für Tradition und eine lebendige Geschichte. Das Turnier auf dem ehrwürdigen Rasen des All England Lawn Tennis Clubs ist eines der wichtigsten Sportereignisse des Jahres.
Jedes Jahr im Juli verbinden die besten Tennisspielerinnen und Tennisspieler der Welt während der zwei Wochen der Wimbledon Championships hochkarätigen Leistungssport mit dem Mythos des heiligen Rasens.
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Historie und Tradition in Wimbledon seit 1877
Als Lawn Tennis Championships begann die Geschichte des wichtigsten Tennisturniers der Welt im Juli 1877 im heutigen Londoner Stadtteil Wimbledon. Der erste Sieger des Wettbewerbs hieß Spencer Gore und stammte aus einem Teilnehmerfeld von 22 Herren. Auffällig waren damals die langen Hosen und Hüte, die die Amateursportler tragen mussten. Bereits 1884 wurde Wimbledon den Frauen zugänglich, die ähnlich den Männern lange Kleider beim Tennis trugen. Doch das Turnier schaffte nach und nach den Wandel von der Historie zur Moderne. Die heutige Spielstätte an der Church Road in Wimbledon wurde 1922 eingeweiht. Seit dieser Zeit entwickelte sich der Center Court zum Mekka des Tennissports. Bereits damals fanden mehr als 10.000 Zuschauer Platz, wobei das Stadion nach starken Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg erst 1949 wieder vollständig aufgebaut war.
Tennis Grand Slam-Turniere
Den vollständigen Schritt von der Historie zur Professionalität schaffte das Turnier in Wimbledon im Jahr 1968 im Zuge der Open Era. Erstmals waren während der Grand-Slam-Turniere in Paris, Wimbledon und New York Profisportler zugelassen. Erster Sieger der neuen Ära bei den Männern war der Australier Rod Laver. Bei den Frauen war es die US-Amerikanerin Billie Jean King, die 1968 in Wimbledon gewann und gleich eine der ersten erfolgreichen Spielerinnen des Turniers wurde. Die 1970er-Jahre waren geprägt von Duellen besonderer Charaktere. So gilt das Wimbledon-Finale zwischen Björn Borg und John McEnroe aus dem Jahr 1980 bis heute als das beste Match in der Geschichte des Tennissports.
Wimbledon: Spagat zwischen Entwicklung und Ritualen im Tennis
Wimbledon ist ein Tennisturnier voller Traditionen. Bis heute müssen die Spielerinnen und Spieler weiße Kleidung tragen, was auch bei der Unterwäsche streng kontrolliert wird. Eine weitere Tradition ist der britische Rasen im All England Tennis Club. Er wird täglich auf eine Länge von acht Millimetern gemäht, wodurch Wimbledon zum Sinnbild für Serve-and-Volley wurde. Das Turnier in London steht traditionell unter königlicher Schirmherrschaft. Am Center Court in Wimbledon befindet sich die Royal Box, die für Mitglieder der Königsfamilie und geladene Gäste reserviert ist. Auf Wunsch des Monarchen müssen die Spielerinnen und Spieler vor den Matches in Wimbledon salutieren.
Das Tennis-Turnier von Wimbledon im Überblick
(Großbritannien) |
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and Croquet Club (eröffnet 1868) |
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Damen: Martina Navratilova (Tschechien/USA, 9 Siege) |
Was wäre Wimbledon ohne Erdbeeren mit Sahne? Der klassische Snack, der seit dem 19. Jahrhundert angeblich die britische Sommerkultur widerspiegelt, gehört in London zum guten Ton. Während der zwei Wochen verzehren die Besucherinnen und Besucher 27.000 Tonnen Erdbeeren und 7.000 Liter Sahne. Die Bälle stammen seit 1902 exklusiv von der Firma Slazenger. Dies ist damit der älteste Sportartikel-Deal der Welt. Auffällige Werbung auf dem Center Court ist ansonsten strengstens verboten. Gar nicht traditionell ist hingegen das Preisgeld in Wimbledon. Jährlich erhalten die Spielerinnen und Spieler der verschiedenen Wettbewerbe insgesamt mehr als 50 Millionen britische Pfund Preisgeld.
Der heilige Rasen in Wimbledon hat zahlreiche unvergessliche Spiele erlebt und Legenden des Tennis gekrönt. Während der Grand-Slam-Tennisturniere konnten viele internationale Spielerinnen und Spieler dem Wettbewerb ihren Stempel aufdrücken. Ein erster Seriensieger war in den 1970er-Jahren der Schwede Björn Borg. Auf ihn folgte die Zeit des US-Amerikaners John McEnroe, dessen Ära wiederum von den Erfolgen deutscher Spieler abgelöst wurde. Noch stärker als alle anderen drückte Pete Sampras dem Tennisturnier in den 90ern seinen Stempel auf. Er holte sieben Siege in acht Jahren. Anfang der 2000er Jahre ging der Stern des Schweizers Roger Federer auf. Mit acht Titeln ist er bis heute Rekordsieger.

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Die britischen Fans freuten sich über die Siege von Andy Murray im Einzel in den Jahren 2013 und 2016. Dazwischen konnte sich der Serbe Novak Djokovic in die Geschichte Wimbledons eintragen. Zwischen 2011 und 2022 verzeichnete Djokovic sieben Siege. In den Jahren 2023 und 2024 kürte sich der noch junge Spanier Carlos Alcaraz zum Champion. Er gilt als potenzieller Nachfolger von Roger Federer. Im Einzel der Damen sind die Siegerlisten durch die US-Amerikanerinnen bestimmt. Allen voran ist hier Martina Navratilova zu nennen. Zwischen 1978 und 1990 gewann die langjährige Kontrahentin von Steffi Graf neun Mal in Wimbledon. Ihre Landsfrauen Serena Williams (7 Titel), Venus Williams (5), Billie Jean King (4) und Chris Evert (3) waren jedoch nicht minder erfolgreich.
Deutsche Erfolge in Wimbledon durch Becker, Stich und Kerber
Auch für deutsche Tennisspielerinnen und -spieler war das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon stets ein gutes Pflaster. So konnten bereits 13 Titel im Einzel gewonnen werden. Insgesamt 26 Mal standen Deutsche im Finale. Bei den Damen sticht vor allem Steffi Graf heraus. Die einzige deutsche Golden-Slam-Gewinnerin konnte Wimbledon zwischen 1988 und 1996 gleich sieben Mal gewinnen. Damit ist sie die Spielerin mit den zweitmeisten Erfolgen im Einzel der Damen. Auch Angelique Kerber konnte im All England Tennis Club siegen. Ihr gelang dieser Coup 2018 gegen Serena Williams. Sabine Lisicki stand 2013 im Finale, verlor jedoch gegen Marion Bartoli. Ein rein deutsches Finale gab es in Wimbledon 1931 zwischen Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel.
Wimbledon-Sieger seit 2015
In Deutschland sind die All England Championships in Wimbledon vor allem mit dem Namen Boris Becker verbunden. Im Alter von nur 17 Jahren gewann Becker das Turnier der Herren 1985 zum ersten Mal und wiederholte den Erfolg nur ein Jahr später. Insgesamt kam der Leimener auf drei Titelgewinne in Wimbledon. Neben ihm gelang nur Michael Stich im Jahr 1991 ein Titel unter deutscher Flagge. Der letzte Finalist aus der Bundesrepublik war wiederum Becker im Jahr 1995. Außer den beiden gelang in der langen Historie von Wimbledon mit Wilhelm Bungert im Jahr 1967 lediglich einem weiteren Deutschen ein Finaleinzug im Einzel der Herren.