Tennis-Stars kritisieren milde Doping-Strafe gegen Jannik Sinner scharf

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Der Dopingfall um Jannik Sinner sorgt für heftige Diskussionen in der Tenniswelt. Besonders Alexander Zverev, der frisch gekürte Australian-Open-Finalist, äußert deutliche Kritik an der kurzen Sperre des Italieners. Im März 2024 hatte eine positive Probe auf das Steroid Clostebol bei Sinner für Aufsehen gesorgt. Nach einer außergerichtlichen Einigung mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) darf der 23-jährige Italiener nun bis zum 4. Mai keine Turniere mehr bestreiten. Die Entscheidung sorgt für Verwunderung – nicht zuletzt bei Zverev.

„Entweder man hat sich nichts zuschulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden. Aber wenn man sich etwas zuschulden kommen lässt, dann sind drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre“, sagte Alexander Zverev im Gespräch mit dem Portal „Clay“. Die Umstände des Verfahrens seien für ihn „seltsam“. Zverev hatte erst vor wenigen Wochen das Finale der Australian Open gegen Sinner verloren und und sich anschließend noch mit Lob für den Italiener nicht zurückgehalten.

Djokovic: Keine Transparenz im Anti-Doping-System

Auch Novak Djokovic, Grand-Slam-Rekordchampion und Mitbegründer der Spielervereinigung PTPA, äußert scharfe Kritik am Umgang der WADA mit dem Fall Sinner. Für den Serben steht das Urteil exemplarisch für ein strukturelles Problem im Anti-Doping-Kampf. „Die Mehrheit der Spieler hat das Gefühl, dass es zu Bevorzugung kommt. Es scheint, als könne man das Ergebnis fast beeinflussen, wenn man ein Topspieler ist und Zugang zu den besten Anwälten hat“, sagte Djokovic vor seinem Turnierstart in Doha.

Steckbrief von Jannik Sinner

Geburtstag
16. August 2001
Nation
Italien
Spitzname
"Sinner the Winner"
1. Profisaison
2018
Erspieltes Preisgeld
39.389.088 US-Dollar
Karrierebilanz Einzel
270:80
Karrieretitel
19
Höchste Weltranglisten-Platzierung
1
Wochen als Nr. 1
36
Grand-Slam-Titel
3

Djokovic betonte, dass es an Einheitlichkeit fehle. Er verwies auf Fälle wie den der Rumänin Simona Halep und der Britin Tara Moore. Diese kämpfen seit Jahren mit Sperren. „Was hier fehlt, ist Transparenz. Das System ist kaputt und muss dringend reformiert werden.“ Die Professional Tennis Players Association nannte das Urteil in einer Mitteilung eine „Vertuschung unfairer Geschäfte und inkonsistenter Lösungen“.

Kritik an Jannik Sinner auch von Nick Kyrgios und Stan Wawrinka

Die Entscheidung, eine Einigung mit Jannik Sinner statt eines CAS-Urteils zu suchen, stößt auch abseits der Spieler auf Kritik. Lars Mortsiefer, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA), sprach gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ von einer verpassten Chance für eine richtungsweisende Entscheidung. „In einem so prominenten Fall wäre ein transparentes Urteil des Sportgerichtshofs wichtig gewesen.“

„Das Prinzip der kompromisslosen Eigenverantwortung des Athleten wird hier ausgehebelt. Die Folgen werden verheerend sein.“

Doping-Experte Fritz Sörgel

Auch weitere Tennis-Profis wie Nick Kyrgios und Stan Wawrinka verurteilten die Milde der Strafe und die vermeintliche Vorzugsbehandlung Sinners scharf. Spaniens Topspieler Carlos Alcaraz hingegen zeigte sich unbeeindruckt: „Ob er da ist oder nicht, hat keinen Einfluss auf uns. Wir konzentrieren uns auf unsere Ziele.“ Der Pharmakologe Fritz Sörgel sieht in dem Vergleich gar einen „Dammbruch“ im Anti-Doping-Kampf: „Das Prinzip der kompromisslosen Eigenverantwortung des Athleten wird hier ausgehebelt. Die Folgen werden verheerend sein.“

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