Münchner Ja löst neue Begeisterung für Olympische Spiele in Deutschland aus

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München hat entschieden – und zwar deutlich. Mit 66,4 Prozent stimmten die Bürgerinnen und Bürger der bayerischen Landeshauptstadt für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044. Es ist ein Signal, das in ganz Deutschland nachhallt. Erstmals seit Jahrzehnten scheint eine Olympia-Euphorie möglich, die sich auf mehrere Regionen verteilt. Während München mit breitem Rückhalt in der Bevölkerung vorangeht, zieht Leipzig an der Seite Berlins nach und sieht darin eine historische Chance.

„Leipzig ist ein großer Co-Ausrichter, wenn Berlin an den Start geht“, erklärt Christian Dahms, Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Sachsen. „Sowohl die anderen Bewerber Rhein-Ruhr als auch Hamburg haben Sachsen ein Stück weit in ihr Portfolio eingebunden. Nur München hat das bislang nicht wirklich getan.“ Besonders der Kanupark Markkleeberg steht hoch im Kurs. Hamburg und Rhein-Ruhr besitzen keine vergleichbare Anlage, die olympische Standards erfüllt. „Wenn du solche Spezialsportstätten als zukünftiger Partner hast, bist du natürlich von Interesse“, so Dahms weiter.

Politisches Berlin kämpft um Olympia-Bewerbung der Stadt

Damit könnte Sachsen eine Schlüsselrolle in einem deutschen Konzept für die Olympischen Spiele spielen, das nicht auf eine einzelne Stadt setzt, sondern auf regionale Kooperation. Dahms verweist auf die „Spiele der kurzen Wege“, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) bevorzugt. Doch auch in Paris habe man gesehen, „dass es mit einer Stunde Zugfahrt zwischen Austragungsorten funktionieren kann“. Leipzig und Berlin wären also logistisch machbar. Ganz anders ist die Lage allerdings in der Hauptstadt. Während München längst den Turbo gezündet hat, droht Berlin ins Hintertreffen zu geraten. Eine Volksabstimmung ist dort nach der Landesverfassung nur durch eine Bürgerinitiative möglich. „Wir werden andere Formate und Veranstaltungen finden, um mit Bürgern und Verbänden in den Dialog zu gehen“, verspricht Berlins Olympia-Beauftragter Kaweh Niroomand. Ein Bürgerbeteiligungsverfahren soll 2026 starten, begleitet von einem Kuratorium, das auch kritische Stimmen einschließt.

Olympische Sommerspiele seit 2000

Jahr
Austragungsort
2000
Sydney
2004
Athen
2008
Peking
2012
London
2016
Rio de Janeiro
2021
Tokio
2024
Paris
2028
Los Angeles
2032
Brisbane

Niroomand gibt sich optimistisch: „München hat gezeigt, dass es eine Mehrheit gibt, die Olympische Spiele in Deutschland will. Uns gibt das Rückenwind. Wir sind die Hauptstadt, eine internationale Metropole mit bewährter Infrastruktur.“ Doch der politische Streit in Berlin flammt erneut auf. Linke und Grüne fordern das Aus für die Bewerbung. „Sie können jetzt die Reißleine in diesem absurden innerdeutschen Wettkampf ziehen“, sagte Kristian Ronneburg (Die Linke) im Abgeordnetenhaus. Grünen-Sportsprecherin Klara Schedlich sieht Berlin „endgültig abgehängt“. Niroomand hält dagegen. Olympia sei „eine große Chance für Berlin“, vor allem durch Investitionen in Verkehr, Infrastruktur und Klimaumbau. Otto Fricke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), lobte Münchens Votum: „Demokratie kann zeigen, dass man für etwas ist – nicht nur dagegen.“

„Es ist überhaupt noch nichts entschieden. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir haben ein sehr gutes Konzept. Wir haben schon so oft bewiesen, dass wir Großereignisse top ausrichten können.“

Kaweh Niroomand, Senatsbeauftragter für die Berliner Olympia-Bewerbung

Olympische Spiele in Deutschland eher 2040 oder 2044 realistisch

Noch ein Jahr bleibt, bis der DOSB entscheidet, wer Deutschland im internationalen Rennen vertreten wird. Im Herbst 2026 soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der deutsche Kandidat festgelegt werden. Bis dahin müssen alle Bewerber (München, Berlin-Leipzig, Hamburg und Rhein-Ruhr) ihre Konzepte ausarbeiten, Bürger beteiligen und politische Rückendeckung sichern. Hamburg plant seine Volksabstimmung Ende Mai 2026, die Rhein-Ruhr-Region bereits am 19. April desselben Jahres. Der DOSB hält alle vier Bewerbungen für grundsätzlich tauglich. In München wird nun bereits an konkreten Projekten gearbeitet. Die Sanierung des Olympiastadions soll 2026 beginnen, auch ein neues Tennisstadion ist beschlossen. Weitere Maßnahmen, etwa am Ruderzentrum Oberschleißheim oder beim Olympischen Dorf im Münchner Norden, hängen vom Zuschlag ab.

Ewiger Medaillenspiegel
Olympische Sommerspiele

Land
Medaillen
Vereinigte Staaten
2.772
Russland
1.640
Deutschland
1.417
Großbritannien
981
Frankreich
815
VR China
727
Italien
658
Australien
596
Japan
542
Ungarn
530

International ist die Konkurrenz groß. Indien, Katar und Saudi-Arabien liebäugeln mit 2036, während Ägypten und Südafrika als mögliche afrikanische Bewerber gelten. Da Afrika noch nie Olympische Spiele ausgerichtet hat, sehen Experten dort derzeit größere Chancen. Realistischer erscheint für Deutschland daher eine Bewerbung für 2040 oder 2044. Für Leipzig und Berlin geht es nun darum, ihre gemeinsame Vision zu schärfen. „Wir wollen ja nicht zusätzlich investieren, sondern vorhandene Stärken nutzen“, betont Christian Dahms. Die Botschaft aus Sachsen ist klar. Wenn Olympia nach vielen Jahrzehnten zurück nach Deutschland kommt, dann soll auch Leipzig seinen Platz im olympischen Mosaik finden.

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