Füchse Berlin trennen sich von Stefan Kretzschmar und Jan Siewert

Es ist ein Paukenschlag, der die Handball-Bundesliga erschüttert. Nur drei Monate nach dem größten Triumph ihrer Vereinsgeschichte vollziehen die Füchse Berlin einen radikalen Schnitt. Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Meistertrainer Jaron Siewert müssen mit sofortiger Wirkung gehen. Und das unmittelbar vor dem Spitzenspiel gegen den SC Magdeburg.

Auslöser des personellen Bebens bei den Füchsen Berlin ist ein offener Machtkampf zwischen Geschäftsführer Bob Hanning und Stefan Kretzschmar. Der ehemalige Weltklasse-Linksaußen hatte Anfang der Woche überraschend öffentlich erklärt, seinen bis 2026 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Hintergrund war das Ausbleiben einer klaren Rückendeckung Hannings, der trotz Handball-Meisterschaft, Supercup-Sieg und Champions-League-Finale die Zukunft von Kretzschmar und Siewert offen ließ.

Jaron Siewert jüngster Meister-Trainer der Bundesliga-Geschichte

„Nach den Entwicklungen der vergangenen Tage haben wir gespürt, dass es einer grundlegenden Veränderung bedarf“, erklärte Bob Hanning in einer Mitteilung des Vereins. „Dass es nun am Ende turbulenter 48 Stunden auch zur Trennung von Jaron kommt, ist die schwerste Entscheidung meiner 20-jährigen Zeit bei den Füchsen.“ Für Kretzschmar, der seit 2020 als Sportvorstand tätig war, ist die Trennung ein schmerzhaftes Ende. Der 51-Jährige hatte maßgeblichen Anteil am sportlichen Aufstieg des Klubs und war unter anderem treibende Kraft hinter der Verpflichtung von Welthandballer Mathias Gidsel. „Die Entscheidung tut weh, aber sie schafft Klarheit für alle Beteiligten und ermöglicht es dem Verein, sich neu aufzustellen“, teilte Kretzschmar mit.

Meister der Handball-Bundesliga seit 2015

Auch Jaron Siewert, der erst 31 Jahre alt ist, muss gehen. Der jüngste Meistertrainer der Handball-Bundesliga-Geschichte hatte die Berliner in der vergangenen Saison zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte geführt und stand sinnbildlich für die sportliche Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre. „Wir sind Jaron sehr dankbar für seinen Einsatz und sein Engagement. Die letzten Jahre tragen wir tief im Herzen“, betonte Hanning.

„Nach den Entwicklungen der vergangenen Tage haben wir gespürt, dass es einer grundlegenden Veränderung bedarf. Dass es nun am Ende turbulenter 48 Stunden auch zur Trennung von Jaron kommt, ist die schwerste Entscheidung meiner 20-jährigen Zeit bei den Füchsen.“

Füchse Berlin-Geschäftsführer Bob Hanning

Nicolej Krickau wird Trainer und Sportvorstand der Füchse Berlin

Die Nachfolge ist bereits geregelt. Nicolej Krickau wird neuer Trainer und zugleich Sportchef. Der 38-Jährige erhält einen Vertrag bis 2028 und feiert sein Debüt bereits am kommenden Samstag im Topspiel gegen den SC Magdeburg. Krickau war zuletzt bei der SG Flensburg-Handewitt tätig, wo er im Dezember 2024 vorzeitig gehen musste. In Berlin soll der Däne nun eine Doppelrolle ausfüllen. Er gilt als einer der talentiertesten Trainer seines Landes und hat sich als Förderer zahlreicher Nationalspieler einen Namen gemacht. Mit Mathias Gidsel verbindet ihn eine gemeinsame Zeit bei GOG Handbold. „Mit Nicolej Krickau haben wir unseren Wunschkandidaten für die kommenden, großen Aufgaben gewinnen können. Er wird unserer Mannschaft seinen Stempel aufdrücken“, erklärte Hanning.

Steckbrief von Nicolej Krickau

Unterstützung erhält Krickau künftig von Vereinsurgestein Paul Drux. Der frühere Nationalspieler, der seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste, wird ab Juli 2026 als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Geschäftsführung fungieren. Drux gilt zudem als möglicher Nachfolger Hannings, der seinen Posten planmäßig 2028 räumen will. Trotz der internen Turbulenzen starteten die Füchse erfolgreich in die neue Bundesliga-Saison. Nach dem Supercup-Sieg gelang auch in der HBL ein optimaler Auftakt mit zwei Siegen. Wie sich die jüngsten Entwicklungen auf das sportliche Abschneiden auswirken, bleibt abzuwarten. Klar ist: Mitten in der spannendsten Phase des Jahres haben die Berliner Füchse mit dem ehemaligen Trainer der SG Flensburg-Handewitt eine Zäsur vollzogen, die das Bild des frisch gekürten Meisters grundlegend verändert.