Es ist ein Abschied auf Raten, aber mit Nachdruck. Gleich drei verdiente Bundesliga-Schiedsrichter haben vor der Saison 2025/26 ihren Rückzug vom aktiven Dienst angekündigt. Deniz Aytekin, Tobias Welz und Frank Willenborg – drei Namen, die den deutschen Profifußball über Jahre hinweg maßgeblich geprägt haben – treten ab. Für die Bundesliga-Schiedsrichter bedeutet dies einen Umbruch, wie es ihn seit Jahren nicht mehr gegeben hat.
Die emotionale Dimension des Rückzugs lässt sich besonders bei Deniz Aytekin spüren. Der Schiri nimmt mit Worten von Klarheit und Reflexion Abschied: „Bewusst loszulassen von etwas, das man liebt, ist keine einfache Entscheidung – aber eine sehr überlegte“, so der 47-Jährige.
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Deniz Aytekin und Tobias Welz fallen aktuell verletzt aus
Nach 241 Partien in der Fußball-Bundesliga, darunter das Finale des DFB-Pokals 2017 sowie zahlreiche Klassiker zwischen Deutschlands Top-Vereinen FC Bayern München und Borussia Dortmund, endet eine Ära. Deniz Aytekin war zwischen 2011 und 2022 auch international im Einsatz. Er leitete 54 Europapokal-Spiele, darunter 21 in der UEFA Champions League. National wurde der Unternehmer aus Oberasbach drei Mal zum DFB-Schiedsrichter des Jahres gekürt, zuletzt 2024. Aktuell erholt er sich noch von einem Muskelfaserriss. Doch sobald er wieder fit ist, will er mit „voller Konzentration und Freude“ seine letzte Saison gestalten.
Steckbrief von Deniz Aytekin
1. Bundesliga (seit 2008) Länderspiele (2011-2022) Europapokal (2011-2022) |
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Die Karriereenden sind kein Zufall, sondern Ausdruck bewusster Planung. Neben Deniz Aytekin werden auch Tobias Welz (48) und Frank Willenborg (46) im Sommer 2026 ihre Pfeife an den Nagel hängen. Welz, Polizeibeamter aus Wiesbaden, bringt es in den Spielklassen auf 143 Bundesliga-Spiele und leitete 2020 das Pokal-Finale zwischen den Vereinen Bayer Leverkusen und Bayern München. Von 2013 bis 2019 trug der Schiri das FIFA-Abzeichen, insgesamt blickt er auf über 35 Jahre Schiedsrichterlaufbahn zurück.
„Wenn der Musiala anzieht und dir auf 80 Meter 60 bis 70 abnimmt, denkst du anders über dein Leben nach.“
Deniz Aytekin
Bereits 2024 fasste Tobias Welz den Entschluss zum Rücktritt. „Alles hat seine Zeit, und für mich ist nach dieser Saison der richtige Zeitpunkt gekommen, diese sehr schöne, erfolgreiche und intensive Phase meines Lebens abzuschließen“, erklärte Welz. Er fällt aktuell ebenfalls verletzungsbedingt aus.
Steckbrief von Tobias Welz
1. Bundesliga (seit 2012) Europapokal (2015-2019) Länderspiele (2017-2019) |
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Großer Umbruch bei den Top-Schiedsrichtern der Bundesliga
Frank Willenborg hingegen ist fit und in Topform. In der abgelaufenen Saison war der Realschullehrer aus Niedersachsen mit einem „kicker“-Notenschnitt von 2,55 der beste Bundesliga-Schiedsrichter. Dass er seine Karriere mit 100 Bundesliga-Spielen beendet, macht ihn besonders glücklich: „Die 100-Spiele-Marke erreicht zu haben – und das als Spätberufener – macht mich schon stolz. Auch deshalb verbinde ich mit meinem anstehenden Karriereende nur Positives.“ Während die Bundesliga in den vergangenen Jahren jeweils nur einen Wechsel im 24-köpfigen Elite-Kader der Schiedsrichter verzeichnete (etwa als 2024 Robin Braun (29) den Platz von Felix Brych (50) übernahm), steht zur Saison 2026 also ein größerer Umbruch bevor. Drei Rücktritte bedeuten Raum für junge Referees, die bereitstehen, in große Fußstapfen zu treten.
Steckbrief von Frank Willenborg
2. Bundesliga (seit 2007) 1. Bundesliga (seit 2016) DFB-Pokal (seit 2007) |
DFB-Schiedsrichterchef Knut Kircher würdigt das scheidende Trio: „Deniz, Tobias und Frank haben sich aus freien Stücken dazu entschieden, ihre Karriere zu beenden, weil sie für sich herausgefunden haben, dass das Ende der kommenden Saison der richtige Zeitpunkt ist. Dafür gebührt ihnen mein größter Respekt.“ Auch Peter Sippel, sportlicher Leiter der Bundesliga-Schiedsrichter, lobte Aytekin, Welz und Willenborg als „herausragende Schiedsrichterpersönlichkeiten“, die „viel Qualität“ eingebracht hätten. Der deutsche Profifußball verliert drei erfahrene Unparteiische. Doch durch ihren rechtzeitigen und wohlüberlegten Rücktritt schaffen sie Platz für die nächste Generation. Ein Abschied mit Weitblick.