Es war ein Bild mit Signalwirkung. Beim mühevollen 3:2-Sieg im DFB-Pokal gegen Oberligist Atlas Delmenhorst saß Julian Weigl über die volle Spielzeit auf der Bank. Und das zum allerersten Mal unter Trainer Gerardo Seoane.
Noch in der vergangenen Saison war der 29-Jährige Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Borussia Mönchengladbach, absolvierte mehr Einsätze als jeder andere „Fohlen“-Profi. Doch die neue Spielzeit in der Fußball-Bundesliga bringt für den einst gesetzten Regisseur eine spürbare Zäsur im Verein.
Inhaltsverzeichnis
Julian Weigel verliert Kapitänsbinde und Stammplatz
Die Kapitänsbinde ist weg, der Platz im Mannschaftsrat ebenfalls. Und nun also auch der Stammplatz. Statt Julian Weigl bildeten Rocco Reitz und Philipp Sander die Doppelsechs. Reitz führte das Team sogar als Kapitän aufs Feld, während Sander sich mit starken Leistungen in der Vorbereitung in den Vordergrund spielte. „Gerade im Mittelfeld haben wir viele Spieler mit Qualität, aber auch mit verschiedenen Profilen“, erklärte Seoane nach der Pokal-Partie. „Es gibt einen großen Konkurrenzkampf auf der zentralen Mittelfeld-Position.“
Steckbrief von Julian Weigl
TSV 1860 Rosenheim (2006-2010) TSV 1860 München (2010-2013) |
|
TSV 1860 München (2014-2015) Borussia Dortmund (2015-2019) Borussia Dortmund II (2017-2018) Benfica Lissabon (2020-2022) Borussia Mönchengladbach (seit 2022) |
|
Deutschland U20 (2014-2015) Deutschland U21 (2015-2016) Deutschland (2016-2022) |
|
DFL-Supercup-Sieger (2019) |
Ein Wechsel im Zentrum deutete sich bereits in der Saisonvorbereitung an. Dennoch kam Weigls komplette Nichtberücksichtigung für viele überraschend. Der Mittelfeldspieler war unter Seoane bislang in jedem Spiel gesetzt, wenn er nicht gesperrt oder verletzt war. Nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Das neue Rollenverständnis des früheren DFB-Nationalspielers wirft nun Fragen auf – auch über seine Zukunft beim Verein am Niederrhein. Wie mehrere saudische Medien berichten, steht Julian Weigl in konkreten Gesprächen mit Al-Shabab FC aus der Saudi Pro League. Die „Okaz Sports“ schreibt von bereits laufenden Verhandlungen.
Weigl nach Salzburg und Leeds nun bei Al-Shabab FC im Gespräch
Julian Weigl besitzt in Gladbach zwar noch einen Vertrag bis 2028, gehört aber auch zu den Topverdienern im Kader. Für einen Spieler, der aktuell keine tragende Rolle spielt, ein möglicher Balanceakt für den Klub. Sportlich hat Borussia Mönchengladbach mittlerweile zahlreiche Alternativen an Mittelfeldspielern im Zentrum. Neben Reitz und Sander drängen auch der vom 1. FC Nürnberg verpflichtete Jens Castrop sowie Leih-Rückkehrer Oscar Fraulo auf Einsatzminuten. Beide wurden gegen Delmenhorst in der Schlussphase eingewechselt, Weigl blieb hingegen außen vor.
„Für alle Spieler gibt es einen Konkurrenzkampf auf der zentralen Mittelfeldposition. Da haben wir viele Spieler mit Quantität, aber auch mit verschiedenen Profilen.“
Gladbachs Trainer Gerardo Seoane
Schon im Frühjahr kursierten erste Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu RB Salzburg oder zu Leeds United, wo Ex-Gladbach-Coach Daniel Farke das Zepter schwingt. Nun scheint der Wechsel in die Wüste greifbarer denn je. Das Transferfenster in Saudi-Arabien ist noch bis zum 10. September geöffnet. Julian Weigl hat also noch etwas Zeit, um seine Optionen abzuwägen. Ob die Entscheidung gegen ihn im Pokal nur ein Fingerzeig oder bereits ein klares Zeichen für einen bevorstehenden Abschied war, bleibt offen. Doch eins ist sicher: Die Ära Julian Weigl als unumstrittener Taktgeber in Gladbach ist vorerst vorbei.
