Ein Paukenschlag erschüttert die Bundesliga. Bayer 04 Leverkusen hat sich bereits nach nur drei Pflichtspielen von Trainer Erik ten Hag getrennt. Damit endet das Kapitel des Niederländers beim Vizemeister so schnell wie kein anderes Trainer-Engagement in der Geschichte des deutschen Oberhauses.
Noch im Sommer als Nachfolger von Erfolgs-Trainer Xabi Alonso und Hoffnungsträger verpflichtet, wurde der 55-Jährige Erik ten Hag nun nach zwei enttäuschenden Auftritten in der Fußball-Bundesliga und einem Pokalerfolg beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach (4:0) wieder freigestellt.
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Kritik an Erik ten Hag aus Mannschaft und Führungsebene
Die Werkself hat in der Liga einen Fehlstart hingelegt. Zum Auftakt der Saison setzte es ein 1:2 gegen die TSG Hoffenheim, beim folgenden 3:3 bei Werder Bremen verspielte Bayer 04 Leverkusen trotz Überzahl und Zwei-Tore-Vorsprung den ersten Saisonsieg. Sportlich blieb die Handschrift des Trainers unklar, taktische Strukturen waren kaum erkennbar. „Wir haben zu viele Leute, die sich mit anderen Sachen oder nur mit sich selbst beschäftigen. Ich weiß nicht, ob ich das bei Bayer jemals erlebt habe“, schimpfte Kapitän Robert Andrich nach dem Abpfiff in Bremen. Auf die Nachfrage, ob die Spieler die Anweisungen des Trainers falsch umsetzen würden oder nicht wüssten, was sie zu tun hätten, meinte der deutsche Nationalspieler: „Es ist eine Mischung aus beidem.“
Stationen von Erik ten Hag
Nicht nur die Ergebnisse, auch die Art der Auftritte sorgten intern für Diskussionen. Verantwortliche und Spieler kritisierten, dass es an klarer Spielvorbereitung und taktischer Linie fehlte. Die Vergleiche mit Erfolgs-Trainer Xabi Alonso, der das Team zuvor zu stabiler Struktur und Vizemeisterschaft geführt hatte, fielen für den Niederländer deutlich negativ aus. Auch das Verhalten außerhalb des Platzes trug zur schnellen Entscheidung bei. Erik ten Hag soll laut übereinstimmenden Berichten „auf mehreren Ebenen Porzellan zerschlagen“ haben. Mit öffentlichen Forderungen in Transferfragen verspielte er viel Kredit bei den Vereinsbossen um Fernando Carro und Simon Rolfes.
„Wir haben zu viele Leute, die sich mit anderen Sachen oder nur mit sich selbst beschäftigen. Ich weiß nicht, ob ich das bei Bayer jemals erlebt habe.“
Leverkusens Nationalspieler Robert Andrich
Nachfolge von Erik ten Hag bei Leverkusen noch unklar
„Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Niemand hat sich diesen Schritt gewünscht. Doch die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Aufbau einer neuen und erfolgreichen Mannschaft in dieser Besetzung nicht zielführend gestaltet werden kann“, erklärte Rolfes in einer Vereinsmitteilung. Auch Carro betonte, wie schmerzhaft dieser Schritt sei, doch man habe im Sinne der Saisonziele handeln müssen: „Unser Anspruch ist es nach wie vor, die gesteckten Saisonziele zu erreichen – dafür braucht es die bestmöglichen Bedingungen, auf allen Ebenen und im gesamten Lizenzbereich.“
Trainer von Bayer 04 Leverkusen seit 2014
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Wer die Nachfolge von Erik ten Hag antreten wird, ist noch offen. Zunächst übernimmt der Assistenztrainerstab die Leitung der Mannschaft. Klar ist jedoch, dass Leverkusen nach dem XXL-Umbruch im Kader dringend Stabilität benötigt. Ten Hag selbst hatte noch kurz vor seiner Entlassung auf das Ende der Transferphase verwiesen: „Am Dienstag ist alles zu Ende. Dann wissen wir, welche Spieler wir haben.“ Rückblickend klingt dieser Satz wie eine Vorahnung. Denn nicht nur das Transferfenster ist geschlossen. Auch seine Zeit bei Bayer 04 Leverkusen ist beendet. Ob ein neuer Trainer die Mannschaft enger zusammenführen und die erhoffte spielerische Qualität abrufen kann, bleibt die große Frage beim Vizemeister der letzten Saison.