Vor dem Saisonstart in Östersund herrscht Krisenstimmung im französischen Biathlon-Team. Nach der Kreditkartenaffäre um Superstar Julia Simon erschüttert nun ein weiterer Skandal die Mannschaft. Jeanne Richard soll das Gewehr ihrer Teamkollegin vor einem Rennen manipuliert haben. Eine Tat, die das ohnehin zerrüttete Team weiter spaltet.
Frankreichs Biathlon-Frauen kommen nicht zur Ruhe. Kaum sind die juristischen Folgen des Skandals um Julia Simon verarbeitet, sorgt die 23-jährige Biathletin Jeanne Richard für die nächste Erschütterung. Wie mehrere französische Medien, darunter „Dicodusport“ und „Le Dauphiné libéré“, berichten, soll Richard gegen Ende der vergangenen Saison heimlich das Gewehr ihrer Teamkollegin Océane Michelon manipuliert haben.
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Jeanne Richard zu Beginn des Sommers suspendiert
Der Vorfall ereignete sich offenbar vor einem Wettkampf. Entdeckt wurde die Tat von Olympiasiegerin Justine Braisaz-Bouchet, die Richard auf frischer Tat ertappte. Was genau Richard an der Waffe verändert hatte, ist unklar. Doch die Konsequenzen für das Team sind deutlich spürbar. Der Fall wurde intern behandelt, eine öffentliche Strafe blieb aus. Beobachter vermuten jedoch, dass Richards Ausschluss zu Beginn der Sommervorbereitung mit der Affäre in Zusammenhang steht. Jeanne Richard, die im vergangenen Winter ihren ersten Podestplatz bei einem Wettkampf im Biathlon-Weltcup feierte und als große Nachwuchshoffnung bei den Biathleten galt, weist sämtliche Vorwürfe von sich.
Biathlon Termine Weltcup 2025/26
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Dennoch hat der Skandal tiefe Spuren hinterlassen. Innerhalb der Mannschaft sollen sich Lager gebildet haben, das Verhältnis zwischen den Athletinnen gilt als „vergiftet“. Die Affäre bleibt überdies nicht ohne internationale Reaktionen. Der schwedische Olympiasieger und TV-Experte Björn Ferry zeigte sich im Sender SVT entsetzt: „Das ist eine der gemeinsten Sachen, die man machen kann. Es ist, als würde man einem Langläufer Klebstoff unter die Skier schmieren oder seine Bindung lösen.“ Ferry stellte offen die Frage, wie eine Athletin nach einer solchen Tat weiterhin Teil einer Nationalmannschaft sein könne.
Kreditkartenbetrug: Julia Simon muss 15.000 Euro zahlen
Auch in Frankreich selbst wächst der Druck. Frauen-Cheftrainer Cyril Burdet soll mittlerweile über einen Rücktritt nachdenken, der Verband sei laut Le Dauphiné „äußerst besorgt“ über die Entwicklungen innerhalb des Teams, das seit Jahren zu den stärksten Nationen im Biathlon-Weltcup zählt. Die Turbulenzen kommen zu einem heiklen Zeitpunkt. Nach dem Skandal um Julia Simon, die wegen Kreditkartenbetrugs zu drei Monaten auf Bewährung und 15.000 Euro Geldstrafe verurteilt wurde, steht Frankreichs Frauen-Biathlon-Team erneut am Pranger.
„Das ist eine der gemeinsten Sachen, die man machen kann. Wenn man so etwas bei jemandem aus dem eigenen Team macht, kann ich mir nur schwer vorstellen, wie man weiter zur Mannschaft gehören soll.“
Der ehemalige schwedische Biathlet Björn Ferry
Der französische Verband sperrte Julia Simon zudem für sechs Monate, fünf davon sind allerdings zur Bewährung ausgesetzt. Damit kann die Biathletin in den Rennen bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo wieder starten. Doch die Doppelbelastung aus zwei Skandalen hat das Vertrauen im Team zerstört. Der Vorfall um Jeanne Richard ist mehr als nur eine interne Affäre, er stellt die Integrität des französischen Frauen-Biathlon-Teams infrage. Statt sportlicher Vorbereitung auf die neue Saison dominieren nun Misstrauen, Spannungen und der Ruf nach Konsequenzen.