Was für eine Weltmeisterschaft der Leichtathletik im Nationalstadion von Tokio! Die deutsche Mannschaft hat sich nach dem desolaten Abschneiden bei der letzten WM in Budapest mehr als rehabilitiert. Am Ende sollten gleich fünf Medaillen auf dem Konto des DLV stehen, wohingegen sich Deutschland in Ungarn gar nicht im Medaillenspiegel wiederfand.
Im Stabhochsprung düpierte Armand Duplantis die Konkurrenz mit einem neuen Weltrekord. Über allem zeigten sich die extremen Wetterbedingungen in Japan. Die Zuschauer an den Strecken und im Nationalstadion machten die WM-Wettkämpfe in Tokio jedoch zu einem wahren Fest der Leichtathletik.
Inhaltsverzeichnis
Amanal Petros verpasst Marathon-Gold um Hundertstel
Bereits am ersten Wettkampftag der Leichtathletik-WM 2025 in Tokio wurde klar, dass das Wetter eine wichtige Rolle spielen würde. Die schwülwarmen Temperaturen setzten den Gehern während ihrer Läufe zu. Christopher Linke sprach unter Tränen von einem Horror auf den letzten Kilometern. Die erhoffte Medaille blieb ihm mit Platz 14 über 35 km verwehrt. Im Sprint über 100 Meter setzten sich die Jamaikaner gegenüber den US-Amerikanern durch. Weltmeister wurde Oblique Seville, während Favorit Noah Lyles Bronze holte, später aber über 200 Meter gewann. Bei den Frauen ging der Sieg an Athletin Melissa Jefferson-Wooden in einer neuen Rekordzeit für Weltmeisterschaften. Favoritin Sha'Carri Richardson ging hingegen leer aus.
Leichtathletik-WM 2025 – Medaillenspiegel
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Die wohl größte Überraschung der Leichtathletik-WM 2025 gab es im Marathon, wo Julia Paternain Bronze holte und es im Ziel gar nicht glauben konnte. Die Athletin aus Uruguay wurde vor der WM auf Platz 288 der Weltrangliste geführt und war somit eigentlich chancenlos. Im Wettbewerb der Männer schlug die große Stunde von Amanal Petros. Der in Eritrea geborene deutsche Meister holte Silber auf der Langstrecke. Petros bog als Führender auf die letzte Gerade, wurde aber nach mehr als 42 gelaufenen Kilometern auf dem Zielstrich noch von Alphonce Simbu aus Tansania überholt. Dennoch ein riesiger Erfolg für den 30-Jährigen von Hannover 96.
Überflieger Armand Duplantis mit Weltrekord zum WM-Titel
Für den spektakulärsten Moment der WM in Tokio sorgte der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis. Mit seinem letzten Versuch übersprang er die Höhe von 6,30 m und stellte damit einen neuen Weltrekord im Stabhochsprung auf. Die sechs Meter des Zweitplatzierten Emmanouil Karalis sind weit entfernt von der Leistung des Überfliegers. Die erste Medaille für das DLV-Team seit mehr als drei Jahren holte Weitspringerin und Medaillengarantin Malaika Mihambo mit 6,99 Metern. Das ist 1 cm weniger als bei ihrem Olympiasieg im gleichen Stadion im Jahr 2021. Die Weite reichte dieses Mal für Silber hinter Athletin Tara Davis-Woodhall aus den USA.

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Während die Medaille von Mihambo fast schon eingeplant war, gab es im Hammerwurf überraschendes Edelmetall für Deutschland. Merlin Hummel warf das Sportgerät so weit wie nie in seinem Leben. Die 82,77 m bedeuteten Silber hinter dem Olympiasieger Ethan Katzberg. Auch andere deutsche Athleten und Athletinnen zeigten starke Leistungen, die jedoch nicht für ganz vorne reichten. Robert Farken wurde über 1.500 Meter Sechster. Emil Agyekum schaffte es ins Finale über 400 m Hürden und wurde Sechster. Im Siebenkampf der Frauen holte die überglückliche Sandrine Sprengel mit persönlicher Bestleistung den fünften Platz in Tokio.
Leo Neugebauer krönt sich zum König der Leichtathleten
Einen Schreckmoment gab es für Gesa Felicitas Krause. Die erfahrene Hindernisläuferin stürzte in ihrem Wettkampf der letzten Kurve und landete mit allen vieren im Wassergraben. Dennoch kam die zweifache Bronzemedaillengewinnerin bei Weltmeisterschaften am Ende mit Saisonbestleistung auf den siebten Platz. Ähnlich schnitten die Athletinnen Christina Honsel im Hochsprung, die Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye im Kugelstoßen sowie Shanice Craft im Diskuswerfen ab. Enttäuscht war nach seinem Wettbewerb in Tokio der Speerwerfer Julian Weber. Mit Weltjahresbestleistung angereist, wurde der 31-Jährige am Ende nur Fünfter und verpasste das erhoffte WM-Edelmetall.
Leichtathletik-WM – Erfolgreichste Teilnehmer
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Den krönenden Abschluss fanden die Weltmeisterschaften in Japan an ihrem letzten Weltcup-Tag. Im strömenden Regen von Tokio waren die Zehnkämpfer zu ihren letzten Disziplinen gefordert. Deutschlands Athlet Leo Neugebauer ging mit 17 Sekunden Vorsprung vor Ayden Owens-Delerme in die abschließenden 1.500 Meter. Lange lief er hinterher, rettete den Vorsprung jedoch am Ende ins Ziel und holte die lang ersehnte WM-Goldmedaille für die deutsche Mannschaft. Zusätzlich kam Niklas Kaul auf den starken vierten Platz im Zehnkampf der Leichtathletik.
Wie bei Olympia: Deutsche 4x100m-Staffel rennt zu Bronze
Die fünfte Medaille, die am Ende Platz elf im von den USA dominierten Medaillenspiegel der Leichtathletik-WM bedeutete, holten die vier schnellsten deutschen Sprinterinnen Sina Mayer, Rebekka Haase, Sophia Junk und Gina Lückenkemper in der Staffel. Sie liefen in 41,87 Sekunden wie bei Olympia in Paris zu Bronze hinter den Sprintnationen USA und Jamaika.
„Insgesamt hat diese WM gezeigt, dass die deutsche Leichtathletik lebt.“
Gina Lückenkemper
Lückenkemper sagte nach dem Rennen: „Ich habe heute gesagt, dass es vor unserem Rennen anfängt zu regnen. Dass wir mit Regen gut klarkommen, haben wir ja zuletzt in Lausanne bewiesen. Das war 4×100 Meter Freistil, genauso wie heute. Wir können mit diesen Bedingungen umgehen. Im Ziel musste ich erst einmal Daryll Neita fragen, ob ich vor ihr war. Ich bin einfach um mein Leben gerannt. Insgesamt hat diese WM gezeigt, dass die deutsche Leichtathletik lebt.“ Die nächste Leichtathletik-WM findet 2027 in Peking (China) statt.