Es war der große Hoffnungsschimmer im deutschen EM-Sommer. Doch Lena Oberdorf wird bei der Europameisterschaft 2025 in der Schweiz fehlen. Die monatelange Hängepartie um die Mittelfeldspielerin des FC Bayern München hat ein Ende gefunden.
Bundestrainer Christian Wück erklärte am Mittwoch nach dem 6:0-Testspielsieg in Wien gegen Österreich: „Sie ist auf einem guten Weg, aber die EM kommt zu früh für sie.“ Eine nüchterne Diagnose, die sportlich und emotional schwer wiegt. Seit ihrem Kreuz- und Innenbandriss am 16. Juli 2024 im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich hatte Lena Oberdorf kein Pflichtspiel mehr bestritten. Nun steht fest: Auch das EM-Turnier vom 2. bis 27. Juli muss Deutschland ohne sie bestreiten.
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Wück: Lena Oberdorf nach Kreuzbandriss „nicht frei im Kopf“
Die 23-Jährige war zuletzt zwar wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, sowohl bei den Bayern-Frauen als auch bei der Nationalelf. In den Spielen der Women's Nations League gegen die Niederlande (4:0) und in Österreich (6:0) gehörte sie zum DFB-Kader. Oberdorf stand jedoch nach Absprache mit dem FC Bayern München nicht auf dem Spielberichtsbogen. Obwohl Wück im Vorfeld eine mögliche Rückkehr auf das Feld offenließ, blieb es beim Training. Ein Einsatz kam nicht zustande. Dass der Traum von der Teilnahme an der UEFA Fußball-EM der Frauen 2025 geplatzt ist, liegt vor allem an der fehlenden Spielpraxis. Elf Monate nach dem Kreuzbandriss ist Oberdorf zwar körperlich auf dem Weg der Besserung, doch laut Wück „hört sie in der einen oder anderen Situation noch sehr in ihren Körper, in ihr Knie hinein. Da ist sie im Kopf einfach noch nicht frei.“
Steckbrief von Lena Oberdorf
TSG Sprockhövel (-2018) |
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VfL Wolfsburg (2020-2024) FC Bayern München (seit 2024) |
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Deutschland U16 (2016) Deutschland U17 (2016-2017) Deutschland U19 (2017-2023) Deutschland U20 (2018-2023) Deutschland (seit 2019) |
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DFB-Pokal-Sieger (2021, 2022, 2023, 2024, 2025) DFB-Supercup-Sieger (2024) Champions-League-Finalist (2023) Finalist Europameisterschaft 2022 Algarve-Cup-Sieger (2020) U17-Europameister (2017) |
Die Entscheidung fiel nach einer intensiven Auswertung der Trainingseindrücke. Und dies auch in Abstimmung mit dem FC Bayern München, der sich von Beginn an skeptisch zur EM-Tauglichkeit seiner Spielerin geäußert hatte. Für den Bundestrainer bedeutete diese Personalie eine der kniffligsten Fragen in der finalen Kaderplanung. „Es geht ja nicht nur um Obi, es geht um die Mannschaft“, so Wück. Lena Oberdorf hat trotz ihrer erst 23 Jahre bereits 51 Länderspiele bestritten und war bei der Europameisterschaft 2022 in England eine feste Größe im zentralen defensiven Mittelfeld. Ihr Fehlen reißt nun eine Lücke bei der Nationalmannschaft. Doch Alternativen sind vorhanden.
„Sie ist auf einem guten Weg, aber die EM kommt zu früh für sie.“
Frauen-Bundestrainer Christian Wück über Lena Oberdorf
DFB-Aufgebot für UEFA Fußball-EM der Frauen 2025 am 12. Juni
Auf ihrer Position haben sich insbesondere Elisa Senß von Eintracht Frankfurt und Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea empfohlen. Auch die starke Sydney Lohmann vom FC Bayern München, gegen Österreich mit einer auffälligen Leistung, könnte im Mittelfeldzentrum eine größere Rolle übernehmen. Zudem steht auch die erfahrene Sara Däbritz als flexible Option bereit. Elisa Senß und Sjoeke Nüsken gelten derzeit als Favoritinnen für die Startelf beim Auftakt der UEFA Fußball-EM der Frauen 2025 gegen Polen am 4. Juli. Mit der Entscheidung gegen Lena Oberdorf ist ein zentrales Puzzleteil im EM-Kader gesetzt. Der 51-jährige Wück muss nun nur noch eine Spielerin aus dem 24-köpfigen Kreis streichen, um das finale Aufgebot auf die zugelassenen 23 Akteurinnen zu reduzieren. Den endgültigen Kader Deutschlands will der Frauen-Bundestrainer am 12. Juni im Europapark Rust bekanntgeben.
Fußball Europameister Frauen seit 1984
Weniger gute Karten haben derzeit Cora Zicai, die verletzungsbedingt abgereist ist, und Bundesliga-Top-Scorerin Nicole Anyomi. Chancen auf einen Platz darf sich hingegen Alara Şehitler noch ausrechnen. Die Mittelfeldspielerin hatte die letzten Länderspiele wegen ihrer Abiturprüfungen verpasst, gehört aber weiterhin zum engeren Kreis der Nationalmannschaft. Lena Oberdorf selbst äußerte sich bislang nicht öffentlich zur Entscheidung. Wück betonte jedoch, dass sie als Persönlichkeit weiterhin eine große Rolle im Team spiele: „Nicht nur als Spielerin, sondern auch als Mensch ist sie eine Bereicherung – auf und neben dem Platz.“ Ihr Pflichtspieldebüt für den FC Bayern München steht ebenfalls seit ihrem Wechsel vom VfL Wolfsburg im Sommer 2023 noch aus. Nach dem verpassten Olympia-Turnier 2024 und der Absage für die UEFA Fußball-EM der Frauen 2025 dürfte sich ihr Blick nun auf die WM 2027 in Brasilien richten.