Kurz vor dem Saisonfinale der 2. Bundesliga zieht der 1. FC Köln die Notbremse. Nach dem enttäuschenden 1:1-Unentschieden gegen das Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg trennt sich der Traditionsverein mit sofortiger Wirkung sowohl von Cheftrainer Gerhard Struber als auch von Sport-Geschäftsführer Christian Keller.
Der dramatische Schritt folgt auf eine Serie schwacher Leistungen. Aus den letzten fünf Spielen holten der 1. FC Köln lediglich fünf Punkte und verloren in der Tabelle den Platz an der Sonne. Damit steht die angestrebte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga plötzlich auf der Kippe.
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Fan-Kritik an Struber und Keller wurde immer lauter
Die Entscheidung wurde am Sonntagabend nach einer Krisensitzung des einflussreichen Gemeinsamen Ausschusses getroffen. Wie aus internen Kreisen zu hören ist, war dort die Stimmung gegenüber Christian Keller und Gerhard Struber endgültig gekippt. Besonders bitter: Noch am Vorabend hatte Keller seinem Trainer öffentlich das Vertrauen ausgesprochen und ihn „zu 100 Prozent“ im Amt gesehen. Damit verband er sein eigenes Schicksal mit dem des Österreichers – und zahlte nun den Preis.
Trainer des 1. FC Köln seit 2013
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Christian Keller war seit April 2023 im Amt und galt als einer der zentralen Macher beim FC. Er leitete die finanzielle Sanierung des Klubs, hatte aber auch mit Rückschlägen zu kämpfen. Unter seiner Verantwortung stieg der Verein im Sommer 2024 aus der Fußball-Bundesliga ab, zudem wurde der 1. FC Köln wegen des umstrittenen Transfers von Jaka Potocnik mit einer FIFA-Transfersperre belegt. Obwohl Keller mit dem Potocnik-Transfer nichts zu tun hatte, trug er die Folgen in seiner Amtszeit. Sportlich sollte in dieser Saison alles besser werden. Doch nach monatelanger Unruhe, enttäuschenden Leistungen und immer lauter werdender Fan-Kritik kam nun das Aus.
Friedhelm Funkel soll 1. FC Köln zum Aufstieg führen
Während die Personalie Keller in den vergangenen Jahren das Gesicht des Umbruchs beim 1. FC Köln war, war Struber erst zu Saisonbeginn mit dem klaren Ziel geholt worden, den Wiederaufstieg zu schaffen. Doch sportlich überzeugte der 47-Jährige nur selten. Die Mannschaft wirkte über weite Strecken der Rückrunde ideenlos, auch gegen Jahn Regensburg fehlte es an Struktur und Spielfreude. Die Fans reagierten mit Pfiffen und forderten lautstark: „Struber raus!“ – und gleich mit: „Keller raus!“ Der Verein hörte die Signale.
„Das kann ich ausschließen, weil ich von so etwas nichts halte.“
Christian Keller nach dem Regensburg-Spiel auf die Frage nach einer vorzeitigen Entlassung von Trainer Gerhard Struber
Nun übernimmt mit Friedhelm Funkel ein alter Bekannter die Verantwortung für die letzten beiden Saisonspiele. Laut Informationen des WDR hat der 71-Jährige bereits zugesagt. Funkel hatte den FC bereits 2021 in der Relegation vor dem Abstieg gerettet. Nun soll er das Team noch einmal aufrichten. Mit seiner Erfahrung – Funkel ist der einzige Trainer, dem sechsmal der Bundesliga-Aufstieg gelungen ist – hoffen die Verantwortlichen, die Saison doch noch erfolgreich zu beenden. Die Entscheidung, Funkel ins Boot zu holen, ist ein deutliches Zeichen für kurzfristigen Erfolg über langfristige Strategie. Wer nach Saisonende sportlich das Zepter übernimmt, ist noch offen. Doch zunächst zählt nur eines: der direkte Wiederaufstieg. Dafür wurde das Ruder nun radikal herumgerissen.