Millionenstreit entschieden: Fredi Bobic setzt sich gegen Hertha BSC durch

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Fredi Bobic hat im zähen Rechtsstreit mit seinem Ex-Klub Hertha BSC einen wichtigen Teilerfolg erzielt. Das Landgericht Berlin sprach dem ehemaligen Spieler und späteren Geschäftsführer Sport per Vorbehaltsurteil im Urkundenprozess einen vorläufigen Vollstreckungstitel zu.

Damit muss der klamme Fußball-Zweitligist seinem ehemaligen Angestellten 3,35 Millionen Euro brutto zahlen. Inklusive Zinsen und Verfahrenskosten steigt die Summe auf mehr als vier Millionen Euro. Ob Hertha BSC diese Zahlung direkt leistet oder ein Nachverfahren anstrengt, bleibt offen. Für Fredi Bobic, der inzwischen als Fußball-Chef bei Legia Warschau tätig ist, bedeutet das Urteil jedoch eine deutliche Stärkung seiner Position.

Hertha BSC wollte Abfindung für Fredi Bobic nach Abstieg drücken

Seit seiner Kündigung im Januar 2023 nach der Derby-Niederlage gegen den 1. FC Union Berlin (0:2) kämpfte Fredi Bobic um seine Ansprüche. Der Europameister von 1996 hatte sowohl gegen die ordentliche als auch gegen die außerordentliche Kündigung geklagt. Im nun entschiedenen Urkundenprozess ging es vor allem um ausstehende Zahlungen. Zweieinhalb Monatsgehälter für Februar bis April 2023 in Höhe von rund 594.000 Euro sowie eine im Vertrag fixierte Abfindung über 2,76 Millionen Euro. Die juristische Auseinandersetzung zog sich über zweieinhalb Jahre hin. Hertha BSC versuchte mit Befangenheitsanträgen und weiteren Anträgen immer wieder, das Verfahren in die Länge zu ziehen.

Steckbrief von Fredi Bobic

Geburtsdatum
30.10.1971
Geburtsort
Maribor, SFR Jugoslawien
Position
Sturm
Vereine Jugend
VfR Bad Cannstatt (1979-1980)
VfB Stuttgart (1980-1986)
Stuttgarter Kickers (1986-1990)
Vereine Profi
TSF Ditzingen (1990-1992)
Stuttgarter Kickers (1992-1994)
VfB Stuttgart (1994-1999)
Borussia Dortmund (1999-2002)
Bolton Wanderers (2002, Leihe)
Hannover 96 (2002-2003)
Hertha BSC (2003-2005)
HNK Rijeka (2006)
Nationalmannschaft
Deutschland (1994-2004)
Erfolge
Europameister (1996)
DFB-Pokal-Sieger (1997 mit VfB Stuttgart)
Europapokal-der-Pokalsieger-Finalist (1998 mit VfB Stuttgart)
DFL-Ligapokal-Finalist (1997, 1998 mit VfB Stuttgart)
Deutscher Meister (2002 mit Borussia Dortmund)
UEFA-Pokal-Finalist (2002 mit Borussia Dortmund)
Kroatischer Pokalsieger (2006 mit HNK Rijeka)

Ziel war es, die geforderte Summe zu reduzieren. Unter anderem mit dem Argument, der spätere Abstieg aus der Fußball-Bundesliga müsse Einfluss auf die Abfindung haben. Das Gericht wies diese Sicht zurück. Zum Zeitpunkt der Kündigung war Hertha BSC noch erstklassig, ein „Zweitligaabschlag“ sei daher nicht gerechtfertigt. Schon im Mai 2025 hatte es einen Ansatz zur Einigung gegeben. Auf Wunsch beider Parteien schlug das Gericht einen Vergleich über 3,2 Millionen Euro vor. Nach Rücksprache mit den Entscheidungsträgern signalisierte Hertha-Anwalt Johan-Michel Menke zunächst Zustimmung, lehnte das Angebot dann jedoch ohne nähere Begründung ab.

Fredi Bobic: „Glücklich, dass klares Recht gesprochen ist“

Die Verhandlung am Donnerstag vor der Kammer für Handelssachen endete schließlich mit einem klaren Ergebnis. Die Klage von Fredi Bobic wurde in vollem Umfang anerkannt. „Ich bin sehr glücklich, dass klares Recht gesprochen ist“, erklärte der 53-Jährige im Anschluss. Im Saal 2601 des Berliner Landgerichts zeigte sich Bobic zwar zurückhaltend, doch seine Erleichterung war spürbar. Beobachter berichteten von Momenten, in denen er zwischen Empörung und Verwunderung schwankte, etwa als alte Vorwürfe gegen ihn erneut thematisiert wurden. Hertha BSC hatte ihm unter anderem die Weitergabe vertraulicher Unterlagen sowie unsachgemäße Aussagen gegenüber Journalisten vorgeworfen. Fredi Bobic wies dies entschieden zurück, das Gericht sah keinen Anlass, diese Punkte ins Urteil einfließen zu lassen.

„Ich bin sehr glücklich, dass klares Recht gesprochen ist. Ich wünsche mir, dass es jetzt vorbei ist. Es obliegt der Hertha, ob es jetzt vorbei ist.“

Fredi Bobic

Für Hertha BSC ist die Entscheidung ein weiterer Rückschlag. Der Verein muss seit dem Bundesliga-Abstieg 2023 nicht nur mit der sportlichen Situation in der 2. Liga kämpfen, sondern steht nun auch finanziell stärker unter Druck. Sollte Bobic den Vollstreckungstitel durchsetzen, müsste Hertha 110 Prozent der Summe als Sicherheitsleistung beim Gericht hinterlegen oder die Millionen direkt an ihren ehemaligen Spieler und späteren Sport-Chef überweisen. Geschäftsführer Ralf Huschen wollte sich nach der Urteilsverkündung nicht äußern. Damit bleibt offen, ob Hertha ein Nachverfahren anstrengt oder den teuren Rechtsstreit beendet. Klar ist jedoch: Nach zweieinhalb Jahren juristischer Auseinandersetzung hat Fredi Bobic die bislang entscheidende Runde für sich entschieden.

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